E-Motor
Der Motor ist das Herzstück jedes Autos und sollte daher auch immer entsprechend
gepflegt werden. Motoren gibt es auf dem Markt wie Sand am Meer. Die
Qualitätsunterschiede sind jedoch enorm. Auf dieser Seite erkläre ich den Aufbau
und die Funktion der so genannten Modified-Motoren, deren Wartungs- und
Pflegemöglichkeiten, technische Hintergründe und vieles mehr.
Der Aufbau
Ein Motor, wie er im RC-Car-Bereich eingesetzt wird, besteht aus vielen Einzelkomponenten (siehe Bild). Das sind
im einzelnen das Gehäuse mit den Dauermagneten, dem eigentlichen Anker (Rotor)
mit Wicklung und Kollektor, dem Lagerschild bzw. Motorkopf, den Kohlen bzw.
Bürsten, den Motorfedern, diversen Distanzstücken und schließlich dem
Befestigungsring. Die wichtigsten dieser Bestandteile werde ich nun im Einzelnen
erläutern.
Anker
Auf dem Anker befindet sich die eigentliche Motorwicklung. Diese ist
entscheidendes Merkmal für die Höhe der Motorleistung. Es gibt Motoren mit 6 bis
ca. 27turns (mehr geht natürlich immer). Das bedeutet nichts anderes, als das
bei einem 6turn Motor 6 Drähte aufgewickelt sind, während es z.B. bei einem
17turn Motor eben 17 Drähte sind. Je weniger Turns ein Motor hat, desto höher
ist seine Drehzahl und die entsprechend abgegebene Leistung. Allerdings sinkt
bei weniger Turns auch der Wirkungsgrad. Der Wirkungsgrad ist das Verhältnis von
zugeführter zu abgegebener Leistung. Er wird meist in % angegeben. Hat ein Motor
beispielsweise einen Wirkungsgrad von 0,80 (80%), so wandelt er 80% seiner
aufgenommenen elektrischen Leistung in mechanische Rotation um (Drehzahl an der
Welle). Aber nun wieder zurück zu
den Wicklungen, da nicht nur die Anzahl der Wicklungen einen Einfluss auf die
Motorcharakteristik hat. Die Drahtstärke (Durchmesser des gewickelten Drahtes)
spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Je stärker der Draht, desto mehr
Strom fließt durch ihn hindurch, was zu einem größeren Magnetfeld führt. Bei
einem Motor mit wenigen Windungen kann meist ein "dickerer" Draht verwendet
werden als z.B. bei einem 24turn Motor. Ein weiterer Punkt sind die Anzahl der
Wicklungen, denn oft wird nicht nur mit einem Draht gewickelt, sondern gleich
mit 2, 3, 4 oder noch mehr. Dies führt uns dann zu den Bezeichnungen 10x3, 12x2
usw. Bei einem 12x2 wurden also mit zwei Drähten 12mal gewickelt. Die Anzahl der
Wicklungen hat jedoch lange nicht so große Auswirkungen als die Anzahl der
Windungen. Bei Mehrfach-Wicklungen erhöht sich aufgrund der verminderten
Wirbelstromverlusten die Drehzahl, wobei sich der Wirkungsgrad meist auch etwas
verbessert. Die Wicklungen werden auf den Kollektorplatten (3 an der Zahl) fest
gelötet. Der Kollektor stellt das Element dar, der den Strom von den Kohlen
übertragen bekommt (dazu später mehr). Für einen runderen Lauf des Rotors wird
dieser nach erfolgtem Wickeln noch ausgewuchtet (grüner Klecks auf der
Wicklungsoberseite oder Bohrungen im Ankerkern). Als zusätzliches
Unterscheidungsmerkmal gibt es maschinengewickelte und handgewickelte Anker.
Handgewickelte Motoren sind teurer, jedoch das Geld wert. Diese Motoren gehen
deutlich besser und die Wicklungen reißen nicht so schnell. Bei billigen
maschinengewickelten Ankern werden die Drähte meist nur punktgeschweißt. Bei
entsprechender Beanspruchung (volle Drehzahl und entsprechende Motortemperatur)
reißen diese Wicklungen gerne auf was zum Totalschaden des Motors führen kann.
Gehäuse mit Lagerschild
Im
Gehäuse sind die so genannten Dauermagnete angebracht. Je stärker diese Magnete
sind, desto mehr Kraft kann ein Motor aufbringen. Wozu diese überhaupt benötigt
werden, seht ihr weiter unten im Abschnitt "Funktion eines E-Motors". Der Anker
wird im Gehäuse gelagert (meist mit Kugellagern). Das Lagerschild wird zum
Schluss auf das Gehäuse aufgesetzt und mit Hilfe zweier Schrauben und dem
Befestigungsring fixiert. Die Position des Lagerschildes hat ebenfalls Einfluss
auf die Motoreigenschaften. Damit verstellt man nämlich das so genannte
"Timing". Dazu ist meist eine kleine Kerbe und eine Skalierung angebracht. Das
Timing beeinflusst direkt die Leistungskurve des Motors, d.h. bei welcher
Drehzahl der Motor sein maximales Drehmoment aufbringt. Die Einstellung des
Timings wird vom Hersteller auf eine optimale Position am Motorprüfstand
eingestellt. Je mehr Timing man gibt, desto höher dreht der Motor, desto
schlechter ist jedoch sein Drehmoment, also seine Kraftentfaltung. Auch im
Lagerschild befindet sich ein Kugellager zur Aufnahme des Ankers. Oft sind auch
die Entstörkondensatoren im Lagerschild eingelassen. Auf dem Lagerschild
befindet sich dann auch der Kohlenschacht, durch den die Kohle auf den Kollektor
geführt wird.
Motorkohle und Motorfeder
Wie schon erwähnt, haben die Motorkohlen die Aufgabe den Strom auf den Kollektor
des Motors zu übertragen. Angepresst werden die Kohlen durch entsprechende
Motorfedern. Beide Komponenten (Kohle und Feder) haben wiederum Einfluss auf die
Motorleistung. Kohlen unterscheidet man in ihrer Härte. Je härter eine Kohle
ist, desto mehr Top-Speed hat man. Den Nachteil den man dadurch hat ist ein
höherer Kollektorverschleiß. Dabei wird die Kollektoroberfläche unrund und
bekommt leichte Riefen. Der Motor verliert mit der Zeit drastisch an Leistung
und muss abgedreht werden (dazu später mehr). Weichere Kohlen bringen hingegen
mehr Drehmoment, verschleißen jedoch auch schneller. Von daher gilt es auch hier
wieder einen Kompromiß zu finden. Das gleiche Problem hat man bei der Wahl der
Federn. Harte Federn bringen mehr Drehmoment, aber weniger Top-Speed, weiche
Federn hingegen mehr Top-Speed aber weniger Drehmoment. Nun könnte man jedoch
davon ausgehen, dass man auf engen und winkligen Kursen mit weichen Kohlen und
harten Federn (und somit maximales Drehmoment) die besten Karten hat. Das stimmt
zwar; die Frage ist nur wie lange. Weiche Kohlen verschleißen sehr schnell und
können beim Einsatz von harten Federn innerhalb von wenigen Akkus verschlissen
sein. Viel Spaß beim reinigen des Motors...
Pflege und Wartung
Zur Pflege und Wartung eines Motors gibt es jede Menge Wässerchen und Wundermittel welche die Leistung des Motors erhöhen sollen. Meiner Meinung nach ist das nur Geldmacherei. Ein vollkommen ausreichendes Reinigungsspray ist Bremsenreiniger aus dem Baumarkt. Damit kann man in kürzester Zeit sämtlichen Kohlenstaub aus dem Motorgehäuse ausspülen (vor allem bei Stock-Motoren die man nicht öffnen kann bzw. darf). Bei Modified-Motoren sollte man sich jedoch die Zeit nehmen und den Motor öffnen und behutsam reinigen. Ein einfacher, trockener und sauberer Lappen und ein Paar Wattestäbchen reichen für eine Standardreinigung vollkommen aus. Ist jedoch der Kollektor angegriffen (Kollektorbrand), sollte man ihn abdrehen (siehe Abschnitt Kollektordrehbank). Ein Tropfen Öl an die Kugellager kann manchmal Wunder bewirken. Außerdem sollte der Kohlenschacht immer in einwandfreiem Zustand sein, damit die Kohle sauber und gerade geführt werden kann.
Kollektordrehbank
Kollektordrehbänke gibt es von vielen Herstellern. Prinzipiell gibt es auch
keine großen Qualitätsunterschiede. Für die Qualität der Kollektoroberfläche ist
einzig und alleine die Meißelart und die Drehzahl beim Abdrehen entscheidend.
Bei den Meißeln gibt es die Standard Hartmetallmeißel und die erheblich besseren
aber auch extrem teuren Diamantmeißel. Aber wozu überhaupt abdrehen? Nach
einigen Akkus (vor allem bei hochdrehenden Modified-Motoren) wird der Kollektor
schwarz (Kollektorbrand, entstanden durch den Kohlenabrieb am Kollektor) und der Übergangswiderstand zwischen
Kollektor und Kohle erhöht sich. Außerdem wird der Kollektor unrund, was zu
einem Springen der Kohlen führen kann. Infolge des höheren Widerstandes
verringert sich der Strom, wodurch die Drehzahl des Motors sinkt. Wie man im
Bild erkennen kann, wird
bei Drehbänken für Modified-Motore der Anker ausgebaut, in einer Vorrichtung
gelagert und über einen Motor und einen Gummiriemen auf Drehzahl gebracht. Mit
einer speziellen Schwalbenschwanzführung kann nun der Meißel in X und in
Y-Richtung genauestens bewegt werden. Beim Abdrehvorgang sollte man möglichst
gleichmäßig und in kleinen Schritten vorgehen, also immer ein zehntel mm
zustellen und langsam hin- und zurück bewegen, bis die Kollektoroberfläche
keinerlei Riffen aufweist. Die Kollektoroberfläche sollte dann wie neu sein.
Nach erfolgtem Abdrehen muss man die 3 Rillen zwischen den Kollektorplatten
gründlich reinigen, da sich beim Abdrehen gerne ein paar Späne ablagern. Dazu
kann man ein Bastlermesser verwenden. Oder ganz einfach ein Stück Papier
mehrmals falten und durch die Rille ziehen.
Funktion eines E-Motors
Die Dauermagnete am Inneren des Gehäuses bauen ein Magnetfeld auf (Ständerfeld).
Durch die Wicklung des Ankers fließt ein Strom, welcher ein weiteres Feld
erzeugt, das so genannte Läuferfeld. Die momentane Feldachse des Läuferfeldes
richtet sich immer nach der festen Feldachse des Ständerfeldes aus. Dadurch
ergibt sich eine Drehbewegung (Ausrichtung) des Ankers. Da nun die Stromrichtung
mit Hilfe des Kommutators (Kollektors) gewechselt wird, stehen nun beide
Feldachsen 180° zueinander. Durch die Schwungmasse dreht sich der Anker jedoch
etwas weiter und kann sich nun wieder ausrichten. Es kommt zu einer kompletten
Drehbewegung des Ankers. Der Strom der durch die Ankerwicklung fließt, wird von
den Kohlen auf den Kollektor übertragen. Der rote Punkt
in der Zeichnung rechts steht für einen Stromfluss aus dem Leiter hinaus
(aus der Zeichenebene), das Kreuz für einen Stromfluss in den Leiter hinein. Das
Ständerfeld (Feldlinien) weicht dem Läuferfeld aus, woraus sich die gezeichneten
Kräfte ergeben (man kann sich die Feldlinien wie Gummibänder vorstellen, die in
gezeichneter Position gestraft werden). Dies führt zu der erwähnten Ausrichtung
bzw. Drehbewegung.