Sturz
Kommen wir nun zu einem sehr wichtigen und komplexen Thema, dem Sturz. Komplex deshalb, weil ich festgestellt habe, dass die meisten lediglich den eingefederten Sturz beachten. Dieser ist jedoch bei korrekter Einstellung das Resultat aus ausgefedertem Sturz und eingestellter Sturzänderung. Aber jetzt erst mal ganz langsam und von vorne.
Unter dem Sturz versteht man den Winkel der Reifen in Bezug zur Fahrbahnoberfläche. Bei neutralem Sturz steht das Rad genau 90° zur Fahrbahn. Man sagt, dass Auto hat 0° Sturz. Beträgt der Winkel jedoch z.B. 92°, so spricht man von 2° negativem Sturz. Bei einem Winkel von 88° logischerweise von 2° positivem Sturz. Den Winkel misst man am einfachsten mit einer dafür vorgesehenen Sturzlehre. Zur Messung sei gesagt, dass man die Sturzlehre ganz an die Felge (auf Achsmutter achten) anlehnt und an der Skala abliest. Wichtig ist hierbei immer eine saubere und ebene Unterlage.
Nun unterscheidet man jedoch zwei Arten von Sturz (bereits oben erwähnt). Den aus- und den eingefederten Sturz die über gewisse Parameter (Sturzänderung beim eindämpfen) miteinander gekoppelt sind.
Sturz (ausgefedert)
Der ausgefederte Sturz ist der Sturz den man misst, wenn das Auto wie auf einer Hebebühne keinen Bodenkontakt mehr hat. Dazu müssen dann jedoch Dämpfer und Stabilisator demontiert werden. Nun sollte der Sturz auf allen vier Achsen auf etwa –0,5° eingestellt werden (siehe Bild). Einstellen kann man ihn bei Elektro-Fahrzeugen mit Hilfe der Links-/Rechtsgewinde-Spurstangen oder bei vielen Verbrenner-Modellen mit den Schrauben am Radträger bzw. Lenkhebel. Auch die Ausfederwegbegrenzerschrauben haben großen Einfluss auf diese Einstellung. Grundsätzlich fährt man immer negativen Sturz, nur eben manchmal viel und manchmal weniger viel negativen Sturz. Der Sturz folgt einer einfachen Regel: bei wenig negativem Sturz hat man an der entsprechenden Achse weniger Griff, jedoch auch ein ruhigeres und gutmütigeres Kurvenverhalten. Je mehr negativer Sturz, desto mehr Griff an der entsprechenden Achse. Aber Vorsicht: Übertreibt man es mit negativem Sturz, dann kommt es zu einer deutlichen Verschlechterung und zu Unstabilitäten des Fahrzeugs.
Sturz (eingefedert)
Der eingefederte Sturz ergibt sich nun zwangsweise aus dem ausgefederten Sturz
und der Achsgeometrie. Die Achsgeometrie kann jedoch durch einige Parameter
variiert werden. Dadurch ergibt sich dann eine andere Sturzänderung beim
einfedern. Weniger Sturzänderung lässt sich prinzipiell einfacher kontrollieren
insbesondere in unebenen Passagen der Strecke. Parameter die die Sturzänderung
beeinflussen sind beispielsweise die Länge der oberen Querlenker (meist durch
mehrere Löcher an der Dämpferbrücke einstellbar) oder das Rollzentrum (siehe
extra Abschnitt).
Der eingefederte Sturz kann auch durch die Federvorspannung der Dämpfer
eingestellt werden. Allerdings verändert sich hierbei auch die Bodenfreiheit.
Gemessen wird der eingefederte Sturz ebenfalls mit einer Sturzlehre (siehe Bild). Er sollte nun bei einem Elektro (z.B. Yokomo) auf Teppich bei etwa –2° bis -3° und auf Asphalt eher –1° bis -2° betragen. Bei einem Verbrenner-Modell wie z.B. Mugen MRX-4 oder 950R sollte vorne etwa –1,5° und hinten –2,5° eingestellt werden. Bei Verbrenner-Modellen stellt man aufgrund der Moosgummireifen meist auf der Kurvenäußeren Seite etwas mehr Sturz ein als innen, d.h. z.B. VL –1,5° VR –2,0° HL –2,5° und HR –3,0°.